Heilpflanzen der Alpen Teil 1 – Zirbe, weißer Silberwurz und Gold-Fingerkraut
Wie einige von euch schon mitbekommen haben waren wir in den Alpen unterwegs, um nützliches Wissen zu sammeln zum Thema „Überleben in den Alpen“, „Heilpflanzen der Alpen“, „Gefahren und Hilfe in den Alpen“ und vieles mehr. In unserem Artikel „Alpine Notsignale“ könnt ihr schon einiges darüber lesen. Heute möchten wir euch jedoch einen kleinen Einblick in die Heilpflanzen der Alpen geben. Einige der Pflanzen, die wir euch im Laufe dieser Reihe vorstellen, wachsen tatsächlich (fast) ausschließlich in den Alpen. Aus diesem Grund bitten wir euch immer ganz genau darauf zu achten ob ein Pflänzchen unter Schutz steht, bevor ihr es pflückt.
WICHTIG!!! Bitte sammelt immer nur die Pflanzen, die ihr zu 100% kennt! Nehmt jemanden mit, der sich gut auskennt! Ich weiß ihr habt es schon 100fach gehört, aber es ist SEHR wichtig!!! Es kommen immer wieder Verwechslungen vor!!!
Zirbe (Zirbelkiefer)
Beginnen möchten wir die Reihe diesmal nicht mit einem Kraut, sondern mit einem ganz besonderen Baum – Die Zirbe. Wer von euch schon mal in den Alpen war, kennt diesen Baum mit Sicherheit. Viele wissen jedoch nicht welch wunderbare Wirkung er hat. Finden könnt ihr die Zirbe (oder auch Zirbel genannt) ab einer Höhe von ca. 1300m bis zu einer Höhe von ca. 2500m. Neben den Alpen wächst sie außerdem in den Karpaten.
Bildnachweis: (Von Tourismusverein Turracher Höhe, A-8864 Turracher Höhe 218, http://www.turracherhoehe.at – E-Mail, sent by info[at]turracherhoehe.at, CC BY-SA 3.0, Link)
Verwenden könnt ihr von der Zirbe so einiges. Die Zapfen, das Holz, die Nadeln und das Baumharz. Was als erstes auffällt ist der wunderbare Duft des Baumes. Dieser beruhigende und wohltuende Duft steckt im ganzen Baum. Ihm wird nachgesagt, dass er einen sehr positiven Effekt auf den ganzen Organismus hat. Er beruhigt, wärmt und schafft eine sehr wohlige Atmosphäre. Wir haben es selbst getestet und können tatsächlich mit einem großen „JA“ bestätigen. Unser ganzes Team hat nun Kissen gefüllt mit hauchdünnen Zirbenholzspähnen und es schläft sich darauf einfach himmlisch (die günstigste Variante ist, einfach ein vorhandenes Kissen mit Spänen zu füllen. Späne findet ihr im Sägewerk, in der Tischlerei oder HIER). Auch Möbel aus Zirbenholz verbreiten überall diesen angenehmen Duft. Das Aroma der Zirbe verringert Stress, bindet schlechte Gerüche, fördert die Durchblutung, wirkt entgiftend, kann die Herzfrequenz senken, wirkt stimmungsaufhellend, lindert Erkältungssymptome, ist entzündungshemmend und stärkt die Lunge, vertreibt Insekten (besonders gut wenn man mit Motten zu kämpfen hat) und es steigert die Konzentrationsfähigkeit.
Von Hornlz – Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, Link
Um den Duft zu komprimieren bietet sich ebenso ein ätherisches Öl an. Hierzu werden die Nadeln, die Zapfen und das Holz verwendet. Die Herstellung ist relativ aufwendig da man ca. 100kg für nur einen Liter des Öls benötigt. Wir werden trotzdem in einem weiteren Beitrag über „Ätherisches Öl herstellen“ näher darauf eingehen. Ihr bekommt das Öl fast auf jeder Hütte in den Alpen. Wer allerdings nicht gerade um die Ecke wohnt, findet HIER eine kleine Auswahl. Verwenden könnt ihr das Ätherische Öl als Duftöl, verdünnt als Massageöl (es reichen dafür 3-5 Tropfen Zirbenöl auf beispielsweise eine kleine Flasche Mandelöl oder Jojobaöl) oder auch als Vollbad (auch hier nur 3-5 Tropfen). Auch zur Seifenherstellung, Salbenherstellung oder für den Saunaaufguss ist es hervorragend geeignet. Ihr könnt mit dem Öl sehr sparsam sein. Von der inneren Anwendung raten wir euch, ohne vorher mit einem Arzt oder Heilpraktiker zu sprechen, ab.
Von de:Benutzer:Tigerente – From wp:de, CC BY-SA 3.0, Link
Auch die Samen der Zirbe sind sehr schmackhaft. Genannt werden sie „Zirbennüsse“, obwohl sie mit einer Nuss wenig am Hut haben. Sowohl Form als auch Geschmack ähneln sehr den Pinienkernen. Ihr könnt sie wie Nüsse essen, zum Brot verfeinern verwenden und vieles mehr.
Auch der Harz der Zirbe eignet sich zum Räuchern und wirkt reinigend.
Von F Ceragioli – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Achtung!!! Bitte geht nicht selbst in den Wald und sägt eine Zirbe ab. Die Zirbe steht seit einiger Zeit unter Schutz. Holz bekommt ihr am besten in einem Sägewerk oder in der Tischlerei. Wenn ihr Glück habt, bekommt ihr vielleicht ein paar Abschnitte, die nicht mehr verarbeitet werden können, kostenlos. Diese eignen sich dann auch zur Ölherstellung.
Weißer Silberwurz
Der Silberwurz gehört ebenfalls zu den Heilpflanzen der Alpen und ist ein wahrer Überlebenskünstler. Ihr findet dieses entzückende Pflänzchen nicht nur in den Alpen, sondern fast auf der gesamten Nordhalbkugel ab 800m bis knapp 2500m (selten jedoch unter 1000m) bis in die arktische Zone. Durch den sehr geringen Stoffwechsel des Silberwurz kann eine Pflanze bis zu 100 Jahre alt werden. Sie wächst auf steinigem und kalkhaltigem Untergrund.
Es wurden viele Fossilien vom Silberwurz in Deutschland und Skandinavien gefunden, so dass Forscher vermuten dass er früher in diesem Bereich in Mengen zu finden war. Die „Jüngere Dryaszeit“, der letzte Teil der letzten Kaltzeit (10.730–9.700 v.Chr.), hat ihren Namen sogar von der botanischen Bezeichnung des Silberwurz- Dryas octopetala.
Verwendet werden die Blätter des Silberwurz, die ihr am besten von Juni bis August sammeln könnt. Am besten eignen sie sich frisch, oder getrocknet als Tee. Übergießt hierzu eine Hand voll Blätter mit ca. 300ml heißem Wasser. Der Silberwurz enthält viele Gerbstoffe und Mineralsalze und wirkt bei Entzündungen in Mund- und Rachenraum. Lauwarm könnt ihr den Tee auch sehr gut zum Gurgeln verwenden.
Der Tee soll außerdem eine wohltuende Wirkung auf den Magen und den Darm haben und wird sogar zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen verwendet. Auch eine Appetitanregende Wirkung wird ihm nachgesagt.
Der Silberwurz ist ebenso ein Traumkraut und hat eine leicht psychoaktive Wirkung. Ein Tee aus den weißen Blüten des weißen Silberwurz soll das Träumen intensivieren und das luzide Träumen fördern. Dafür trinkt man eine Tasse des Blütentees vor dem Schlafen gehen.
Das kleine Pflänzchen ist Symbolpflanze für die schwedische Provinz Lappland und seit 2004 sogar die Nationalblume Islands.
Wichtig!!! Der Silberwurz ist in einigen Regionen Europas streng geschützt. Bitte informiert euch darüber, bevor ihr die Pflanzen sammelt.
Gold-Fingerkraut
Gleich vorab: Auch wenn es danach klingt, aber das Gold-Fingerkraut hat leider nichts mit dem Bond Bösewicht Goldfinger zu tun. Ganz im Gegenteil, das Gold-Fingerkraut ist mehr ein Helferlein als ein Bösewicht. Finden könnt ihr es in den Alpen und in anderen Gebirgen in Südeuropa ab einer Höhe von 1300m und bis zu einer Höhe von 3200m. Das gelbe Kraut wächst am liebsten auf Kuhweiden oder der Alm.
Auch das Gold-Fingerkraut enthält viele Gerbstoffe und lässt sich ähnlich verwenden wie das aufrechte Fingerkraut (wer es noch nicht kennt – in einem weiteren Artikel mehr darüber). Am einfachsten ist die Anwendung mit einem Tee oder einem Gold-Fingerextrakt. Der Tee hilft bei Durchfall und wirkt entzündungshemmend im Darm. Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum könnt ihr den Tee lauwarm gurgeln. Auch bei Magenkrämpfen oder Koliken könnt ihr ihn einsetzen.
Dem Gold-Fingerkraut wird sogar nachgesagt, dass es gegen Diabetes helfen kann. Wissenschaftlich wurde es zwar noch nicht belegt, es wird aber weiter geforscht.
Wichtig!!! Das Gold-Fingerkraut steht zwar noch nicht unter Schutz, ist aber sehr selten geworden. Sammelt also bitte nur maximal das, was ihr selbst benötigt oder pflanzt es selbst an. Samen oder kleine Pflanzen bekommt ihr HIER.
Das war ein kleiner Einblick in die Welt der Heilpflanzen der Alpen. Wir hoffen ihr hattet Spaß beim Lesen und habt vielleicht Lust bekommen selbst etwas auszuprobieren.